Mitarbeiter*innen der Sozialpsychiatrie begegnen in ihrer Arbeit Menschen, deren Lebenswege durch traumatische Erlebnisse geprägt sind. Manchmal werden die Gewalterfahrungen von Beginn an offen thematisiert. Häufig kommt der Kontakt mit dem professionellen Hilfesystem wegen vielfältiger alltäglicher Probleme zustande:
  • wegen körperlicher Symptome
  • wegen Stress oder Schlafstörungen
  • weil der Arbeitsplatz nicht gehalten werden kann
  • weil Beziehungen nicht gelingen
  • weil Kinder verhaltensauffällig sind oder nicht gut versorgt werden können
Mit traumasensiblem Wissen können Klient*innen stabilisierend und psychoedukativ begleitet werden. Auch die Familie kann Unterstürzung finden. Ein Fokus im Seminar richtet sich auf die Frage, wie es den Kindern von Eltern mit Traumatisierung geht?
Für Berater*innen ist ein Verständnis für den Zusammenhang zwischen Gewalterfahrung und seelischer Erkrankung wichtig, um handlungsfähig zu bleiben. Auch ein Blick auf das Erleben der Helfenden ist wichtig: Häufig entstehen Dynamiken, die von Verärgerung über Hilflosigkeit bis hin zu Rettungsphantasien reichen.
Inhalte
  • Grundlagen der Sozialpsychiatrie mit Fokus auf psychische Erkrankung als Folge von Gewalt
  • Das Modell der Traumaverarbeitung von Handke und Görges als Handlungsbasis für den sozialpsychiatrischen Alltag
  • Praxisorientiertes Arbeiten an Fallbeispielen
  • Methodenvielfalt, z.B. konkretes Arbeiten mit der Notfalltasche
Ziel ist eine Verbindung von Psychotraumatologie und sozialpsychiatrischem Alltag. Das Seminar soll den Fachkräften Orientierung geben für den traumasensiblen Umgang mit gewalterfahrenen Menschen und ihren Angehörigen.
Teilnehmen dürfen alle Interessierte, psychotraumatologische Vorkenntnisse werden vorausgesetzt.
Das Seminar ist Teil unseres Curriculums Traumazentrierte Fachberatung | Traumapädagogik. Diese Weiterbildung ist anerkannt von der Deutschsprachigen Gesellschaft für Psychotraumatologie (DeGPT) und vom Fachverband Traumapädagogik sowie von der Gesellschaft für Psychotraumatologie, Traumatherapie und Gewaltforschung (GPTG).
Dieser Aufbauteil für den Bereich Traumapädagogik umfasst 2 Tage.
Inhalt:
Kinder sind entwicklungsbedingt und durch ihre abhängige Rolle innerhalb familiärer Systeme durch belastende Ereignisse in besonderem Maße gefährdet. Daneben sind Kinder in der Psychotraumatologie anders als (kleine) Erwachsene. Der Umgang mit dem Verlust von Sicherheit oder die Wahrnehmung unbekannter, ängstigender Symptome und Veränderungen an sich selbst bringt das Verständnis der eigenen Welt ins Wanken. DIe Verarbeitung potentiell traumatisierender Erfahrungen stellt Kinder vor andere Fragen als Erwachsene, braucht andere, sichere Bezugspersonen, wenn die eigene Orientierung verloren geht.
Wie stärken wir Eltern und andere Bindungspersonen als stabile Bezugspunkte für das kindliche Erleben? Was brauchen Kinder selbst in der Zeit nach einem traumatisierenden Ereignis? Worin unterscheidet sich ihre Verarbeitung von der Erwachsener und was bedeutet das für eine hilfreiche Begleitung?
Umfang:
je Unterrichtstag: 9 UEs
Insgesamt: 18 UEs
Im Preis ist eine vegetarische Verpflegung enthalten.
Migration ist ein gravierender Einschnitt in der Lebensgeschichte und birgt Chancen, aber auch Risiken für die psychische Gesundheit und die persönliche Entwicklung. Werden im Rahmen der Migration noch zusätzlich traumatische Situationen erlebt, steigt die persönliche Belastung und der Integrationsprozess wird wesentlich erschwert.
Flucht als unfreiwillige Migration aufgrund von Krieg, Verfolgung, Folter und Entbehrung bringt Menschen in existenzielle Bedrohungen und ist häufig mit schwierigen Lebensereignissen, Krisen und traumatischen Situationen verbunden. Diese Erfahrungen und ihre Folgen zu verstehen und verarbeiten zu können, ist eine wichtige Aufgabe der psychosozialen Traumatologie mit MigrantInnen und Flüchtlingen.
Durch kultursensible Beratungsangebote und traumapädagogische Hilfen sollen Chancen eröffnet werden, biografische Verletzungen zu erkennen und schonend neue, alternative Erfahrungen zur Persönlichkeitsstabilisierung zu erleben. Durch dieses Erleben bietet sich die Chance für die weitere Entwicklung und damit die Möglichkeit, einer gelingenden Integration in den Lebensalltag des neuen Landes.
Folgende Themen werden bearbeitet:
  • Wie wirken sich die Phasen der Migration auf Anpassungsprozesse und Identitätsentwicklung aus?
  • Gibt es spezielle Traumatisierungen durch Krieg und Flucht und mit welchen Folgen ist zu rechnen?
  • Wirkt sich die kulturelle Herkunft auf das Verständnis von Traumafolgen und auf deren Umgang aus?
  • Was sind Postmigrationsfaktoren und welche spezielle psychosoziale Unterstützung brauchen MigrantInnen?
  • Welche Stabilisierung und Selbstfürsorge im Helfersystem brauchen wir als Schutz vor sekundärer Traumatisierung?
Der Curriculum Grundlagenteil umfasst 3 Blöcke mit je 3 Tagen.
Im Anschluss an jeden Block gibt es jeweils eine Auswertung Ihrer Peergruppenarbeit.
Der Curriculum Grundlagenteil umfasst 3 Blöcke mit je 3 Tagen.
Im Anschluss an jeden Block gibt es jeweils eine Auswertung Ihrer Peergruppenarbeit.
Der Curriculum Grundlagenteil umfasst 3 Blöcke mit je 3 Tagen.
Inhalt:
Block I
Tag 1 + Tag 2: Grundlagen und Geschichte der Psychotraumatologie
  • Ankommen
  • Thematisierung „Was passiert bei einer Traumatisierung?“
  • Wie sind dissoziative Symptome zu erkennen
  • Aufgabe als Berater*in erkennen
Tag 3: Neurobiologie und Körper
  • Wie sind Traumafolgestörungen zu verstehen?
  • Thematisierung der Frage „Heilt ein Trauma über Zeit?“
  • körperliche Reaktionen auf traumatische Erfahrungen
  • Was hilft bei einer Traumafolgestörung?
Block II
Tag 4: Stabilisierung und Ressourcenfindung
  • Was kann stabilisieren?
  • Was bringen traumatisierte Menschen mit?
  • Wie lassen sich innere Bilder nutzen?
  • Wie kommt man mit traumatisierten Menschen ins Hier und Jetzt?
Tag 5: Psychosoziale Arbeitsfelder
  • Was ist eigentlich Traumapädagogik?
  • Auf was muss ich in der Beratung achten?
  • Auf was muss die Einrichtung achten?
Tag 6: Trauma und Selbstsorge
  • Sekundäre und eigene Traumatisierungen
  • Mitgefühlserschöpfung
  • Reflexion eigener Persönlichkeitsentwicklung
  • Erkennen von Übertragung und Gegenübertragung
  • Achtsamkeit, Resilienz, Ressourcen, Salutogenese
Block III
Tag 7: Psychotraumatologie des Kindesalters
  • Warum Kinder „anders“ sind
  • Hilflose Kinder – hilflose Eltern
  • Praktische Umsetzung
  • Arbeit mit nachgelagerten Systemen
Tag 8: Krisenintervention
  • Konzepte akuter Belastung und Traumatisierung
  • Traumaverarbeitung und Einflussmöglichkeiten im Zeitverlauf
  • Mögliche frühe Risikoeinschätzung und Screening
  • Praktische Ansätze und Gefahren früher Intervention
Tag 9: Traumafolgen abseits von ICD11 und DSM5
  • Krisen- und Trauermodelle
  • Entstehung und Aufrechterhaltung „komplizierter“ Trauerverläufe
  • Beraterische Arbeit mit Schuld und Scham
  • Informationen zum Opferschutz
Umfang:
Je Unterrichtstag: 9 UEs
Insgesamt: 81 UEs
Im Preis ist ein vegetarischer Imbiss enthalten.
Der Curriculum Grundlagenteil umfasst 3 Blöcke mit je 3 Tagen.
Inhalt:
Block I
Tag 1 + Tag 2: Grundlagen und Geschichte der Psychotraumatologie
  • Ankommen
  • Thematisierung „Was passiert bei einer Traumatisierung?“
  • Wie sind dissoziative Symptome zu erkennen
  • Aufgabe als Berater*in erkennen
Tag 3: Neurobiologie und Körper
  • Wie sind Traumafolgestörungen zu verstehen?
  • Thematisierung der Frage „Heilt ein Trauma über Zeit?“
  • körperliche Reaktionen auf traumatische Erfahrungen
  • Was hilft bei einer Traumafolgestörung?
Block II
Tag 4: Stabilisierung und Ressourcenfindung
  • Was kann stabilisieren?
  • Was bringen traumatisierte Menschen mit?
  • Wie lassen sich innere Bilder nutzen?
  • Wie kommt man mit traumatisierten Menschen ins Hier und Jetzt?
Tag 5: Psychosoziale Arbeitsfelder
  • Was ist eigentlich Traumapädagogik?
  • Auf was muss ich in der Beratung achten?
  • Auf was muss die Einrichtung achten?
Tag 6: Trauma und Selbstsorge
  • Sekundäre und eigene Traumatisierungen
  • Mitgefühlserschöpfung
  • Reflexion eigener Persönlichkeitsentwicklung
  • Erkennen von Übertragung und Gegenübertragung
  • Achtsamkeit, Resilienz, Ressourcen, Salutogenese
Block III
Tag 7: Psychotraumatologie des Kindesalters
  • Warum Kinder „anders“ sind
  • Hilflose Kinder – hilflose Eltern
  • Praktische Umsetzung
  • Arbeit mit nachgelagerten Systemen
Tag 8: Krisenintervention
  • Konzepte akuter Belastung und Traumatisierung
  • Traumaverarbeitung und Einflussmöglichkeiten im Zeitverlauf
  • Mögliche frühe Risikoeinschätzung und Screening
  • Praktische Ansätze und Gefahren früher Intervention
Tag 9: Traumafolgen abseits von ICD11 und DSM5
  • Krisen- und Trauermodelle
  • Entstehung und Aufrechterhaltung „komplizierter“ Trauerverläufe
  • Beraterische Arbeit mit Schuld und Scham
  • Informationen zum Opferschutz
Umfang:
Je Unterrichtstag: 9 UEs
Insgesamt: 81 UEs
Seminar 1: 23.-24.05.2025 Therapieplanung und Stolpersteine in der Behandlung von Menschen mit komplexen Traumafolgestörungen ( 12 Stunden)
  • Das Spektrum der Traumafolgestörungen & Implikationen für die Behandlung: Bindungsstörungen, komplexe posttraumatische Belastungsstörung (kPTBS), partielle Dissoziative Identitätsstörung pDIS), Dissoziative Identitätsstörung (DIS)
  • Behandlungsplanung in der Therapie von Menschen mit komplexen Traumafolgestörungen: Übersicht über Interventionen, Indikationen & Kontraindikationen, Pacing & Leading, langfristige Therapieziele
  • Stolpersteine in der Langzeitbehandlung: Probleme in der Therapiebeziehung, Chronische Depersonalisations- & Derealisationsstörung, Verlassenheitsängste, Abhängigkeiten in Therapien, «versteckte» Persönlichkeitsstörungen (Borderline, Narzissmus), artifizielle Erinnerungen, instabile oder gewalttätige Lebensumstände, u.a.
  • Möglichkeiten, Grenzen und Risiken in der Arbeit mit Persönlichkeitszuständen bei (p)DIS
Literaturempfehlung für das Seminar:
Steele K., Boon S., Van der Hart O. (2021): Die Behandlung traumabasierter Dissoziation. Probst Verlag. Kapitel 1-4 (p. 53 – 118), 6-14 (p. 119 – 346)
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Seminar 2: 19.- 20.09.2025 Traumabindung und Risiken für Therapeut*innen (12 Stunden)
  • Traumabindung («Trauma-Coerced Attachment»): Merkmale, Therapie, Gefahren, Behandlung
  • Teufelskreis von Gewalt: Bindungstrauma & Reviktimisierung, Möglichkeiten für den Ausstieg
  • Möglichkeiten & Grenzen der Behandlung bei anhaltender Gewalt
  • Dunkle Tetrade bei Täter:innen & Implikationen für die Therapie, speziell Umgang mit Psychopathie und Sadismus
  • Dysfunktionale Copingstrategien: Suizidalität, Selbstverletzungen, Fremdgefährdung
  • Warnhinweise für Therapeut:innen: Aggressionen, «False Litigant Syndrome» & Falschbeschuldigungen gegen Therapeut:innen, Burnout
Literaturempfehlng für das Seminar:
Steele K., Boon S., Van der Hart O. (2021): Die Behandlung traumabasierter Dissoziation. Probst Verlag Kapitel 15 – 19 (p. 347 – 474)
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Seminar 3: 24.-25.10.2025 Traumakonfrontation bei Komplextrauma (12 Stunden)
  • Traumakonfrontation bei kPTBS und pDIS/DIS: mögliche Techniken unter Berücksichtigung der Komplexität der Traumafolgestörungen, Anpassung bekannter Techniken, Vorsichtsmassnahmen
  • Vorgehen bei Traumakonfrontation: Symptomlandkarte, Traumalandkarte, Behandlungsplanung, Affektregulationsmassnahmen, u.a.
  • Spezielle Herausforderungen: Exposition von Scham, Bindungsängsten, Verlassenheitsängsten, Wut & Aggression, Rachephantasien, u.a
  • Trauern, Neuorientieren, Entwickeln neuer Lebensperspektiven
Literaturempfehlung für das Seminar:
Steele K., Boon S., Van der Hart O. (2021): Die Behandlung traumabasierter Dissoziation. Probst Verlag: Kapitel 20 – 23 (p. 475 – 558)
Sack, M., Gromes B. (2020). Schonende Traumatherapie: Ressourcenorientierte Behandlung von Traumafolgestörungen. Klett-Cotta.
Kapitel 6: Schonende konfrontative Behandlungstechniken
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Teilnahmebedingungen:
  • Grundlagenwissen zur Psychotraumatologie
  • approbierte Ärzt*innen und psychologische Psychotherapeut*innen mit Grundwissen der Psychotramatologie, die regelmäßig mit Menschen mit Traumafolgen arbeiten – Ausnahmen auf Nachfrage
  • Der vorherige Besuch des Diagnostikseminars wird empfohlen, ist jedoch keine Voraussetzung.
  • Die Seminarreihe sollte als Ganzes besucht werden – Teilnahme an Einzelseminaren nur auf Nachfrage.